Ein Kurs bei Viktoria Bergér

ist schwer zusammenzufassen - zumindest thematisch

Im letzten Jahr war ich „nur als Zuschauer/Fotograf/Veranstalter“ mit dabei. Überzeugt von Viktorias Arbeit war ich bereits vom ersten Moment an, als ich sie sah. Das war 2015 auf der Equitana. Sie hatte eine ganz positive und starke Ausstrahlung. Gleichzeitig schien sie aber absolut nahbar. Dieser erste Eindruck bestärkte sich 2017 während ihres Kurses und kann von mir nun auch als aktiver Teilnehmer bestätigt werden. Angefixt vom Zuschauen wollte ich dieses Mal unbedingt selber mitmachen. Gleich 2 Teilnehmerplätze habe ich mir gesichert und habe mit 2 ganz unterschiedlichen Pferden und Problemstellungen teilgenommen. Pferd Nummer Eins ist Gracy, meine selbstgezogene, mittlerweile schon 11 jährige Pony-Paintmix Stute und Pferd Nummer zwei ist mein etwas psychopathisch angehauchter PRE-Wallach Otto. Beide sind von Grund auf verschieden, was es für mich besonders spannend machte.

 

Die Super-Stute Gracy

Der stets aufgeregte Otto


Der erste Akt:

 

Gracy – eine schlecht gelaunte Stute

mit Motivationsdefiziten

 

 

Die kleine zierliche Dame und ich haben trotz der gemeinsamen Zeit Motivationsdefizite. Im Gegensatz zu ihrer Mutter, die mein erstes Pferd ist, ist Gracy ein wahrer Energiesparer, wenn es um das Thema Reiten geht. Ihr macht es nichts aus, wenn es mal langsamer geht und im Stehen ist sie einsame Spitze. Am Boden fällt es ihr deutlich leichter. Sie ist gehfreudiger, wendiger und motivierter. Aber sowohl am Boden als auch im Sattel zeigt sie gerne mal, wenn ihr etwas nicht passt: sie verwirft sich und fängt an Zirkus mit ihrem Maul zu veranstalten, schlägt mit dem Schweif, legt den Kopf schief und zickt stutentypisch alles an, was sich bewegt. Ich war daher sehr gespannt, was Viktoria zu uns sagen würde. Am Boden wurde Gracys Unwille schnell und klar deutlich, nämlich immer dann, wenn es anstrengend wurde. Also arbeiteten wir in ganz kurzen Reprisen mit ihr und belohnten jedes Zeichen von motivierter und entspannter Mitarbeit sofort. Dieses „Sofort“ spielte dabei eine große Rolle und Viktoria war dabei sehr penibel und schärfte mir ein noch genauer auf mein Timing zu achten. Ich war bisher immer der Meinung gewesen ein relativ gutes Timing und ein Gefühl für Druck und Pausen zu haben, doch wie sich zeigte, gab es da noch Einiges zu verbessern. Diese Art der Arbeit, vor allem an winzigen Kleinigkeiten bedarf einer Menge Selbstdisziplin und ist zu Beginn zwar nervig, aber bei konsequenter Durchführung effektiv. So war das Ergebnis der ersten Trainingseinheit zwar kein komplett verändertes und spritziges Pferd, aber eine zufriedene und gut gelaunte Stute. Über Jahre hinweg gefestigte Verhaltensweisen zu ändern schafft man nicht an einem Wochenende, das war mir klar. Das bedarf Fleißarbeit. Die Einheit mit Viktoria hat mir aber geholfen meine Arbeit zu reflektieren und einen neuen Fokus zu setzen.

 

 

 


Daher verlegten wir uns in den folgenden Einheiten auf’s Reiten. Um Gracy und mich komplett aus dem alten Trott herauszuholen, nahmen wir eine Garrocha mit hinzu. Ich war stolz auf meine kleine Stute, dass ihr die 4m lange Alustange überhaupt nichts ausmachte. So konnten wir munter alle nur erdenklichen Drehungen und Wendungen im Schritt ausprobieren. Zunächst war ich mit dem Gewirr aus Zügeln, Armen und Garrocha überfordert. Wenn man einen Könner wie Viktoria dabei beobachtet, sieht alles so verdammt leicht aus! Überraschung: ist es aber nicht. Doch mit ihrer Hilfe gelangen die Handgriffe immer flüssiger und schöner. Ein toller Nebeneffekt: Gracy arbeitet motiviert mit. Irgendwie schien ihr das Drehen unter und an der Stange zu gefallen. Womöglich hatten wir eine Arbeit gefunden, in der sie einen Sinn erkannte. Und ich konnte nicht mehr in mein altes Muster verfallen: anspannen und nach vorne kippen. Eine Win-Win-Situation würde ich sagen! Highlight des Kurstages: ein Pas-de-Deux an der Garrocha mit Eileen und Speedy, die am Langzügel unterwegs waren. To be continued…

So kann Garrocha-Arbeit aussehen...

Der zweite Akt:

 

Mas despacio, por favor - Der sensible Otto

 

 

Otto ist ein richtiger Otto. Er ist trotz seiner 13 Jahre ein tollpatschiges Riesenbaby. Ein Riesenbaby mit jeder Menge Problemen: Otto mag Satteln nicht, mag Aufsteigen nicht, mag weiße oder gescheckte Pferde nicht, ist ein Stangenlegastheniker, hat Angst vor Gerte und zu viel Schenkeldruck, ist schnell kopflos, läuft gern über die linke Schulter weg… Wenn ich weiter überlege, fallen mir bestimmt noch mehr Sachen ein. Hinzu kommt, dass wir beide ein relativ neues Team sind. Wir sind noch nicht aufeinander eingespielt und von gegenseitigem Vertrauen kann wohl meistens auch keine Rede sein.

 

Otto arbeitete ich vom Sattel aus. Viktoria legte dabei viel Wert auf Ruhe und Entspannung auch während einer Übung. Sie zeigte mir viele Variationen von Übungen, um seine Schultern besser zu kontrollieren und ihn zu gymnastizieren. Da der große Otto extrem sensibel ist, riet sie mir noch feiner mit der Hand zu sein. Ihre ruhige und positive Art half mir mich zu entspannen und das Pulverfass unter meinem Hintern zu entschärfen. Am Ende des Tages war es sogar möglich eine kleine Garrocha mitzuführen, wo der sensible Spanier sonst schon vor Gerten mit weit aufgerissenen Augen Reißaus nahm.

 

 

 


Insgesamt waren es zwei lange Tage (am Samstag bis 21 Uhr!), was der Tatsache geschuldet war, dass sich Viktoria sehr viel Zeit für jeden Einzelnen genommen hat. Ich schätze an ihrer Arbeit, dass sie non-stop präsent ist und jeden Reiter da abholt, wo er gerade steht. Ich weiß, dass dies ein abgedroschener Spruch ist, aber er trifft bei ihr tatsächlich zu. Egal ob es ein Welsh-Pony am Langzügel, ein Isländer an der Garrocha, ein Warmblut mit Reitkissen oder ein Tinker im Bosal ist. Nicht vielen Trainern gelingt es wirklich jeden Teilnehmer gleich zu unterstützen und zu motivieren, denn meistens gibt es immer einen heimlichen Liebling. Doch ihr gelingt es wirklich jeden bei seinem Training zu unterstützen und sie findet immer die entscheidenden Kleinigkeiten, die einen weiter voran bringen oder den Knoten zum Platzen bringen. Und bei allem ist sie immer unglaublich sympathisch und gut gelaunt. So ist das Training nicht nur äußerst effektiv, sondern es macht auch einfach Spaß. Nicht umsonst finden sich auf ihren Kursen besonders viele „Wiederholungstäter“ wieder. All das macht sie in meinen Augen zu einem der besten Trainer, die ich bisher kennenlernen durfte!

 

 

 Danke, liebe Viktoria!

 

 

 

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